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7.5.2010: "WIE DIE WELT ZUR WELT KOMMT!" (THE WORLD AS ITS OWN WOMB)
7.5.2010: "WIE DIE WELT ZUR WELT KOMMT!" (THE WORLD AS ITS OWN WOMB)
Online-Version: 70 GREEK GODS & POETS (c) De Toys, 17.5.-29.8.2010 (FOTO: 2.9.10)
Online-Version: 70 GREEK GODS & POETS (c) De Toys, 17.5.-29.8.2010 (FOTO: 2.9.10)
Astropolitik: INZUCHT DER URMÄCHTE (Hand-out 2016)
Das CHAOS entpuppt sich in meiner Arbeit über Hesiods Theogonie als Metapher für die Null als Leere & Zeitlosigkeit der Schöpfung, die keinen Urknall braucht, um "da" zu sein, sondern nur die notgeilen Götter GAIA & URANOS
ASTROPOLITIK Hand-out 2016.pdf
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* QUIZFRAGE: WELCHE PERSON ERSCHEINT IN DER SAGE DOPPELT UND WARUM ??

 

Tom de Toys, 27.4.-29.5.2010


GEILE GENERVTE GÖTTER:
DIE KOSMISCHE INZESTPOLITIK DER URMÄCHTE
(ÜBER DEN ANTIKEN "GAIA & URANOS"-SCHÖPFUNGSMYTHOS)


Das Verblüffende an der antiken griechischen Mythologie ist ihre brutale Aktualität für den modernen Sinnsucher, der sich die "letzten" Fragen stellt: WARUM GIBT ES DAS GANZE SEIN ÜBERHAUPT und WER BIN ICH, WENN ES KEIN ICH GIBT? Während der Quantenphysiker heutzutage das Urteilchen "Higgs" sucht und zwischen Urknall und Superstring-Theorie pendelt, hat kein geringerer als der Königshofdichter HESIOD[OS] (ein Zeitgenosse von Homer) schon vor 2700 Jahren das CHAOS als ursprünglichen Schöpfungsimpuls benannt und den Verlust des "Goldenen Zeitalters" mithilfe des göttlichen Kriegsszenarios beklagt. Man fühlt sich an das psychoanalytische Archetypenpaar Animus & Anima sowie an taoistische Prinzipien des Yin & Yang (im populären T'ai-Ki-Ursymbol) im Sinne gegenseitig bedingender/ergänzender Polaritäten erinnert, wenn in seinem berühmten Werk "THEOGONIA" plötzlich aus diesem gähnenden Nichts zwei Gestalten auftauchen, die den Urdualismus personifizieren: Die gebärfreudige Erdgöttin GAIA und aus ihr der gefährliche Himmelsgott URANOS. Die gesamte Weltgeschichte lässt sich in diesem Mythos auf das inzestuöse Verhältnis der beiden kosmischen Urgrößen zurückführen, das sich wie ein Politkrimi mit kannibalistischen Tendenzen liest. Denn das göttliche Spektakel unter den Kindern der Urmutter ist eine perverse Familientragödie, obwohl der poetische Anfang noch recht harmlos nach lustvollen Rollenspielchen klingt:


"Wahrlich, als erstes ist Chaos entstanden, doch wenig nur später / Gaia, mit breiten Brüsten, aller Unsterblichen ewig / sicherer Sitz, der Bewohner des schneebedeckten Olympos, / dunstig Tartaros dann im Schoß der geräumigen Erde, / wie auch Eros, der schönste im Kreis der unsterblichen Götter: / Gliederlösend bezwingt er allen Göttern und allen Menschen den Sinn in der Brust und besonnen planendes Denken. / Chaos gebar das Reich der Finsternis: Erebos und die / schwarze Nacht, und diese das Himmelsblau und den hellen / Tag, von Erebos schwanger, dem sie sich liebend vereinigt. / Gaia gebar zuerst an Größe gleich wie sie selber / Uranos sternenbedeckt, damit er sie völlig umhülle / und den seligen Göttern ein sicherer Sitz sei für ewig."
Hesiod, ca. 700 v.Chr.: "THEOGONIA" (V.116-128)

 

Was sich allerdings hieraus entwickelt, könnte eher als egoistisches Machtspiel zwischen Firmen verschiedener Ideologien gedeutet werden. Wir gehen das ganze Spektakel einmal in Zeitraffer durch, um die Vielfältigkeit der göttlichen Charaktere* und deren verschiedene Gesichter zu erahnen:


Alles beginnt also bei Hesiod mit dem Chaos, aus dem fünf Götter entstehen: der Erdboden Gaia [Gea], die Unterwelt Tartaros, die Liebe Eros, die Finsternis Erebos und die Nacht Nyx, deren Kinder Aither [Aether] und Hemera später die Ausleuchtung des obersten Himmels (Excelsis) als windstill leuchtende Seele und schamesrote (Eos) Frühaufsteherin (Erigeneia) übernehmen. Gaia wiederum gebiert alleine (bzw. ohne Begattung durch Eros im Schlafe) den Sternenhimmel Uranos [Ouranos] (das Gewölbe des Universums), die Berge Ourea und das Meer Pontos, das die Erde durchdringt und begrenzt (und laut Gerüchten gar nicht vaterlos war: eine kurze Affäre mit dem Aither sei schuld). Aber an diesem Punkt gerät die Familiengeschichte der notgeilen Götter auf eine schiefe Bahn: Gaia zeugt aus Versehen mit ihrem eigenen Sohn Uranos (sie liegen ja als Himmel und Erde -noch- direkt aufeinander, da passiert sowas eben!) zunächst die drei Gewitter-Zyklopen [Kyklopen] Brontes (den Donner), Steropes (den Blitz) und Arges (das Grelle) sowie die fünfzigköpfigen, hundertarmigen Hekatoncheiren: drei Ungeheuer namens Kottos, Briareos und Gyes. Uranos verhindert allerdings im Delirium seines permanenten Orgasmus’ die Geburt dieser gemeinsamen (von ihm gehassten) ekligen Kinder und verbannt sie dadurch (mit sadistischer Freude) in Gaias Schoß Tartaros (die Unterwelt), woraufhin Gaia die folgenden sechs Söhne und sechs Töchter vor ihm versteckt: zwölf Titane, denen sie wutentbrannt eine Waffe aus eigens dafür entwickeltem weißgrauen Stahl schmiedet (alles Prahlerei? war sie vielleicht nur aus Feuerstein?), um sie zur Revolution gegen den Vater anzustacheln, was ihr dann endlich beim jüngsten Titan Kronos gelingt: dieser entmannt seinen Vater mit jener berühmten Sichel Harpè (die uns im späteren Verlauf der Kulturepochen vom Zubehör des Gevatter Tod als Sensemann vertraut ist) und übernimmt die Weltherrschaft. Nach der Thronbesteigung sperrt er als erste Amtshandlung die Hekatoncheiren, die Zyklopen und die schon bald darauf geborenen 36 Giganten (Gaia & Uranos sind unermüdlich sexuell aktiv!) wieder nach väterlich bewährter Methode in den Tartaros. Beim Entsorgen des väterlichen Sexualorgans im Pontos strömt einerseits Samen ins Urmeer aus, der Uranos’ Tochter und damit Kronos’ Halbschwester Aphrodite aus dem blutig spermazoiden Schaumbad hervorbringt, sowie andererseits Blut, das auf die Urmutter Gaia tropft, die sich dadurch als Nährboden eignet für das Heranwachsen der Meliaden (jenen Eschennymphen, aus deren Holz später Speere geschnitzt werden), der Zwietracht Eris in Form dreier Erin[n]yen (den Rachegeistern Alekto, Tisiphone und Megaira) sowie der erwähnten Giganten (Kriegstreiber). Erzürnt darüber, daß Kronos sogar seine neuen Geschwister mit einsperrt, prophezeit Gaia diesem, daß dessen eigene Kinder gegen seine Diktatur ebenso rebellieren würden wie er gegen die seines Vaters. Vorsichtshalber verschlingt Kronos daher fast alle Kinder, die seine Schwester Rhea ihm gebiert, außer das letzte (das sechste): Zeus. Rhea nämlich vertauscht diesen mit dem Stein Bätylos (der übrigens sehr viel später in Delphi auftaucht und im Zuge der menschlichen Götzendienste täglich mit Öl gesalbt wird), den sie in eine Windel wickelt und ihrem Göttergatten zum Verspeisen vorlegt - und versteckt derweil Zeus in der Diktäischen Höhle von Psychro (im Dikti-Gebirge auf Kreta) nahe dem Dorfe Lyktos, wo sie ihn auf der Flucht vor Kronos mit Gaias Hilfe heimlich auf die Welt gebracht hatte:


"Dorthin brachte Gaia durch schwarze Nacht ihn schnell nach Lyktos / (...) / und barg ihn in tiefer Höhle"
Hesiod, ca. 700 v.Chr.: "THEOGONIA" (V.453–491)


Als Zeus alt genug ist, überredet er seine erste, scharfsinnige Frau, die Meeresnymphe Metis (eine von 3000 Töchtern der Titanen Okeanos und Tethys sowie Athenes spätere indirekte Mutter) dazu, Kronos einen Zaubertrank (aus Salzwasser oder Wasser mit Senfpulver) als Brechmittel zu verabreichen, damit dieser den Stein und seine verschluckten Geschwister (die Götter Hades und Poseidon sowie die Göttinnen Hestia, Demeter und Hera) wieder preisgibt, so daß Zeus mit ihnen gemeinsam in den Krieg gegen Kronos und die Titanen Koios, Kreios, Hyperion und Iapetos sowie dessen Söhne Atlas & Menoitios (von Metis Schwester-Okeanide Klymene/Asia) ziehen kann. Unparteiisch bleiben der Titan Okeanos sowie die weiblichen Titanen Theia, Rhea, Themis, Mnemosyne, Phoibe und Tethys. Die Zyklopen besorgen nach ihrer Befreiung (dank eines Hinweises seitens Gaia) für Zeus einen Donnerkeil, schmieden Poseidons Dreizack und einen Helm für Hades, der diesem Unsichtbarkeit verleiht. Zeus erschlägt (aufgrund eines weiteren Geheimtips von Gaia) das Ungeheuer Kampe, das für Kronos den Tartaros bewacht, und befreit dadurch die dort eingesperrten Hekatoncheiren. Und tatsächlich: Nach einem Jahrzehnt sind die Titanen besiegt, woraufhin sich die Brüder die Herrschaft teilen: Zeus bemächtigt sich des Himmels, Poseidon krallt sich die See und Hades spielt seine Hauptrolle in der Unterwelt. Die neutralen Titanen behalten ihre Stellung, aber die feindlichen werden in den Tartaros gesperrt, der diesmal von den Hekatoncheiren bewacht wird. Besonders hart fällt die dortige Strafe für Vater Kronos aus, der auf seiner mißglückten Flucht von Zeus mit dem Donnerkeil niedergestreckt worden war - sowie für die Brüder Prometheus und Epimetheus (weitere Söhne von Iapetos & Klymene). Und deren Bruder Atlas wird dazu verurteilt, den vorzeitig gealterten Uranos bis in alle Ewigkeiten zu stützen, weil dieser von den Kämpfen derart geschwächt ist, daß er schon auf die genervte Gaia zurück stürzt (und wenn sich Himmel & Erde wieder zu lange berühren, gäbe es wohl eine Wiederholung dieser Kosmoporno-Soapserie!): Giganten hatten nämlich auf Gaias Wunsch, die über das kaltherzige Verhalten ihres Enkels Zeus gegenüber den Titanen beleidigt war, unter dem Oberkommando des Eurymedon Felsbrocken und brennende Eichen gegen ihn geschleudert. Zeus und seine Geschwister überstehen noch einen weiteren von der rasenden Großmutter Gaia heraufbeschworenen letzten Angriff durch ihren jüngsten (oder Heras späteren?) Sohn, das hundertköpfige Ungeheuer Typhoeos, das beinahe gewinnt, dann aber von einem Blitz des Zeus bekämpft und ebenfalls in den Tartaros verbannt wird, wo aus ihm "die schädlichen Winde" entstehen. Nach diesem finalen Showdown wird Zeus von seinem engsten Familienkreis zum Topmanager gewählt: mit ihm an der Spitze übernimmt der OLYMP nun als einzige Weltmacht die Leitung der Schöpfung. Aber leider kehrt trotzdem keine Ruhe auf dem kosmischen Schlachtfeld ein, denn die alte Gaia prophezeit Zeus, daß ein Sohn von seiner weisen, unsterblichen Geliebten Metis ihn stürzen werde, so wie auch er Kronos und dieser seinerzeit Uranos gestürzt hatte, weshalb Zeus vorsorglich seine doppelt schwangere Frau verschlingt. Aufgrund der darauf folgenden Kopfschmerzen spaltet Heras Sohn Hephaistos mit Hammer und Keil auf Befehl seines Vaters (manche munkeln, Prometheus hätte es getan, von Hermes überredet!) dessen Haupt, aus dem Zeus Metis’ Tochter Athene selbst gebiert, während ihr vermeintlich staatsfeindlicher Zwillingsbruder ungeboren und namenlos in Metis (beziehungsweise in Zeus) zurückbleibt. Danach zeugt der sagenhafte Casanova Zeus noch zahlreiche Kinder unter dramatischen Umständen (und oft genug mit krimineller Energie!), sowohl mit weiteren Göttinnen wie Dione die verführerisch schöne Tochter Aphrodite oder mit Leto (Tochter der Titanen Koios und Phoibe) die Zwillinge Artemis & Apollon (diese müssen auf der schwimmenden Insel Delos entbunden werden, welche Poseidon per Eilverfahren aus dem Wasser zaubert) als auch mit sterblichen Frauen wie Alkmene (Sohn Herakles) und Semele (Sohn Dionysos). Auch die anderen Regierungsvertreter schließen diverse strategische Ehepakte. Und so blüht und gedeiht der olympische Harem - ein gigantisches Eifersuchtsdrama reiht sich an das nächste, aber auch von einem Drachen namens Pýthon wird die Rede sein. Und die ergraute Gaia sucht inmitten des Spektakels unbeirrt nach einem Wunderkraut, das ihre gigantischen Kinder gegen die sterblichen Urenkel schützen soll. Zeus verbietet darum Eos (der Morgendämmerung), Helios (der Sonne) und Selene (dem Mond), den drei Kindern des Titanenpärchens Hyperion & Theia, zu scheinen - bis er eine solch seltene Pflanze selber trotz Dunkelheit findet, um den Aufstand der Giganten (besonders dank Herakles' Tapferkeit) niederzuschlagen. Alles in allem genug Stoff für neue 3D-Hollywood-Actionfilme mit vielen Leichen im kosmischen Keller...


An diesem Punkt des bunten Treibens erleichtert uns ein Stammbaum, die labyrinthische LOGIK hinter dem URMYTHOS überhaupt noch nachzuvollziehen:

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